Eigenschaften von Weide- und Grünfutter im Herbst
- Hoher Rohproteingehalt mit 15 bis 23 %
- Hoher Energiegehalt mit bis zu 6,5 MJ NEL
- Hohe Grundfutterleistung (bis zu 25 kg Milch pro Tag)
- Geringe Strukturwirksamkeit trotz genügend Faser (hoher Blattanteil, wenig Stängel)
- Bei Kälte/Frost hoher Zuckergehalt
- Futterverschmutzung
- Hoher Wassergehalt (Tau, Regen)
- Schnelle Erwärmung am Futtertisch
Der richtige Einsatz von Weide- und Grünfutter im Herbst ist wichtig.

Abbildung 1: Untersuchungsergebnis Grünfutter aus dem Flachgau, Oktober 2015
Anpassung der Kraftfutterergänzung
- Kraftfutterhöchstmenge pro Kuh und Tag je nach Grünfutter/Weide auf 4 bis 6 kg reduzieren (Struktur, Klauengesundheit!) --> von Futterstruktur und Gesamtration abhängig
- Hoher Zuckergehalt -->schneller Abbau im Pansen -->Acidosegefahr
- Energiekraftfutter mit 60 bis 65 % Körnermais im Kraftfutter (senkt Harnstoffgehalt und ist pansenstabil); Trockenschnitzel/Kleie ebenfalls langsamer Abbau im Pansen
- Rohproteingehalt im Kraftfutter unter Berücksichtigung des Milchharnstoffgehalts reduzieren (siehe 9 Felder-Diagramm)
- Im höheren Leistungsbereich pansengeschützte Eiweißfuttermittel (hoher UDP-Gehalt) einsetzen
o Z.B. geschützter Rapsextraktionsschrot für konv. Betriebe
o Z.B. Gras- oder Luzernekobs für Biobetriebe

Abbildung 2: 9 Felder Diagramm am LKV Tagesbericht nutzen
Strukturergänzung
- Grünfutter ist wenig strukturwirksam -->Ergänzung von Futterstruktur abhängig
- Bei höheren Kraftfuttergaben
- Wann ist Kot „normal"? Kotkonsistenz ist bei hohem Weide- und Grünfutteranteil weich bis sehr weich, aber keine Suppe und kein Gestank!
- Ca. 1 kg Biodiversitätsheu am besten über den Tag verteilt
- o Stabilerer Pansen, weniger Übersäuerung, festerer Kot --> weniger Klauenrehe bzw. Klauengeschwüre
- Milchfettgehalt? Wird durch ungesättigte Fettsäuren im Grünfutter gesenkt.
- o Durchschnittliche Milchfettgehalte bei Weide- und Grünfütterung von 3,8 bis 4 % sind „normal"
- Kraftfuttermenge und -zusammensetzung anpassen (siehe oben)
Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit frischmelkender Kühe
Hoher Milchharnstoffgehalt (30 bis 50 mg/100ml) durch hohen Rohproteingehalt im Weide- und Grünfutter
- pH-Wert Veränderung in der Gebärmutter
- Befruchtete Eizelle nistet sich schwerer ein --> erneute Brunst nach 3 Wochen
Konsequenzen für das Fruchtbarkeitsmanagement
- Immer: Kraftfutterzusammensetzung anpassen (XP ↓; Energie ↑; Maisanteil ↑)
- Zusätzliche Möglichkeiten
o frischmelkende Kühe mit mehr Heu/Silage vom 1. Schnitt füttern oder
o Weniger Sommerabkalbungen --> weniger Belegungen im Herbst nötig oder
o Längere Zwischenkalbezeit in Kauf nehmen und Belegung erst bei Winterration
Nicht zu lange in den November hinein eingrasen und beweiden
- Verzögerter Wachstumsbeginn des Grünlandes im Folgejahr
- Futterqualität sinkt im Laufe des Herbstes (Rost, abgestorbene Blätter)
- Verschmutzung nimmt zu (Mastitisgefahr ↑)
Auswirkung auf altmelkende Kühe
- Verfettungsgefahr --> erhöhtes Ketoserisiko bei nächster Kalbung
- Grundfutterleistung altmelkende Kühe: bis zu 23 kg Milch
- Kraftfuttermenge rechtzeitig reduzieren

Abbildung 3: Auszug aus dem LKV-Tagesbericht
Auswirkung auf trockenstehende Kühe – Milchfieber vorbeugen
- Bewegung im Freien für gesunde Trockensteher wichtig
- Letzte 2 bis 3 Wochen vor Kalbung Grün- bzw. Weidefutteraufnahme begrenzen (Kalzium, Phosphor, Kalium, Rohprotein)
- Anteil von grasreichem Heu (1. Schnitt) erhöhen
- Einsatz von Stroh und Maissilage
- Trockensteher-Mineralfutter einsetzen (wenig Kalzium und Phosphor)
- Viehsalz: keine Lecksteine sondern gezielte Fütterung
Bildquellen: Andrea Fürstaller und Gerhard Lindner